Heiteres und Besinnliches
(von unserem Ehrenbürger Hermann Frech)
Die Begeisterung für eine Kirchenunion war in Göcklingen so gering wie
in den meisten Dörfern des "Bayerischen Rheinkreises" So hieß damals die
Pfalz, die nach dem Wiener Kongress Bayern angegliedert war. Göcklingen
hatte etwa 1200 Einwohner, von denen 730 katholisch waren, 370 den
Reformierten angehörten, 25 Lutheraner und 70 Juden. Die Lutheraner
gehörten zuerst zur Pfarrei Klingenmünster, später zu Billigheim.
Zwischen den Konfessionen gab es erhebliche Spannungen. Der
Bürgermeister von Göcklingen hieß Johann Peter Reither. Eine Familie,
die über 200 Jahre maßgeblich und bestimmend in Göcklingen "residierte".
Die Schulbildung lag damals ebenfalls noch im argen, Informationen
erfolgten meist mündlich, da die meisten Einwohner des Lesens und
Schreibens unkundig waren. (Die allgemeine Schulpflicht wurde erst 1832
eingeführt) Auch die wirtschaftliche Lage war verheerend. 1815 brach in
Indonesien ein Vulkan aus, dessen Staub - und Magmawolke mehrmals um
den Globus zog und die Sonne verfinsterte, so dass es in der Folge ein
schreckliches Hungerjahr gab. Die Kirchenunion interessierte niemand, da
es für die Bevölkerung ums nackte Überleben ging.
Alles war im Umbruch begriffen. Die neu erbaute katholische Kirche
diente den Revolutionstruppen nicht mehr als Pferdestall und
Soldatenlager. Sie entwickelte sich zu einem schmucken Gotteshaus mit
den Altären aus dem Zisterzienserkloster aus Weißenburg. Dennoch
herrschte in der Bevölkerung eine große Uneinigkeit, da einige
Einwohner der französischen Revolution nachtrauerten, andere hingen den
frommen Pietisten an.
Immerhin hatte die französische Revolution die Macht der Adligen und
die weltliche Macht der Kirche gebrochen. Der "Code de Civil" - von
Napoleon eingeführt - wurde zum Vorläufer des "Bürgerlichen
Gesetzbuches, das im Jahr 1900 eingeführt wurde und heute noch gültig
ist. Ebenso wurden die "Einnehmereien" gebildet, die bis zur
Verwaltungsreform im Jahr 1968 die Tätigkeit des Steuereinzugs
ausübten. Zuvor war die Pfalz in "Departements" eingeteilt, Göcklingen
gehörte zum Departement "Monte Tonare" (Donnersberg) dessen Sitz sich in
Speyer befand.
Nach Napoleons Herrschaft wurde 1815/16 im "Rheinkreis" ein gemeinsam
für Reformierte und Lutheraner zuständiges "Generalkonsistorium", dessen
Sitz in Worms war, geschaffen, der später nach Speyer verlegt wurde.
Dies gilt als erster Schritt zur "Kirchenunion". Dorthin folgte auch der
Sitz der Bezirksregierung und des neu gegründeten Bistums Speyer.
Der preußische König Friedrich Wilhelm III. verordnete im Jahr 1817 die
Vereinigung aller protestantischen Kirchen in Deutschland. Ihr schlossen
sich 60 Kirchengemeinden im "Bayerischen Rheinkreis" an. Dazu gehörten
auch Göcklingen, Heuchelheim und Klingen. Das Vorhaben der
"Kirchenunion" nahm der bayerische König Maximilian I. mit "besonderem
Wohlwollen" auf. In Göcklingen und Heuchelheim-Klingen ging der Anstoß
zur Union vom damaligen Pfarrer Friedrich Bruckner aus. Seinen
Pfarrdienst übte er in Göcklingen und Heuchelheim von 1797 bis 1818 aus.
Ein Kuriosum, über das man heute lächelt, war die Abstimmung. Wählen
durften nur die Männer und Buben, wenn sie 14 Jahre alt und konfirmiert
waren. In einzelnen Gemeinden durften auch Witwen wählen, wenn kein
Mann mehr in der Familie lebte. Die meisten Menschen stimmten für die
Kirchenunion. Gegenstimmen erfolgten meist aus wirtschaftlichen Gründen
(genau wie heute) . Man befürchtete, insbesondere in reformierten
Dörfern seine Pfründe zu verlieren und arm zu werden. Nach dem
Wahlergebnis stimmten 40 167 Wähler für die Kirchenunion, 541 waren
dagegen. Am 2. August 1818 wurde in der Stiftskirche in Kaiserslautern
die Union endgültig beschlossen. In der Urkunde heißt es (heutiges
Deutsch):
Mögen die Protestanten des Rheinkreises auf der Bahn wohl geprüfter
Wahrheit und ungestörter Glaubensfreiheit mutig voranschreiten und
künftig fest und brüderlich vereinigt sein und bleiben als
Protestantisch-evangelisch- christliche Kirche.
Trotz der nach wie vor bestehenden Unterschiede beider Konfessionen ist
man heute auf beiden Seiten bestrebt, nicht das Trennende, sondern die
Gemeinsamkeiten hervor zu heben.