In der Botanik versteht man unter dem Begriff "Neophyten" Pflanzenarten, die durch den Menschen in ein Gebiet, wo sie nicht schon immer verbreitet waren, absichtlich oder versehentlich eingeführt oder eingeschleppt wurden. Anmerkung: Im klassischen Sinn gelten die Kartoffeln, der Mais und die Tomaten ebenfalls als Neophyten, sind inzwischen aber als heimisch und kultiviert anerkannt. Fremdländische Bäume, die man vor etwa 200 Jahren zur Verschönerung hauptsächlich in Parks und Schlossgärten von Fürsten und Landesherren gepflanzt hat, nennt man dagegen Exoten.
Von invasiven Arten spricht man, wenn sie sich massiv ausbreiten und dadurch heimische Pflanzen unterdrücken. Eine solche ist die (amerikanische) Kermesbeere, auch Färberpflanze genannt, weil der blutrote Saft der reifen Beeren zum Färben von allerlei Produkten verwendet wurde. In Süddeutschland ist die Kermesbeere auf dem besten Weg, sich dauerhaft zu entfalten. Offensichtlich liegen ihr die klimatischen Bedingungen. Durch Phenole, die sich durch die Wurzeln im Boden verbreiten, können andere Pflanzen am Keimen behindert werden und somit nicht zum Austrieb kommen. Die krautige ausdauernde Pflanze kann bis zu drei Meter hoch werden. Einzeln stehende Pflanzen bestechen durch ihren Habitus und vor allem im Herbst durch ihre purpurroten traubigen Fruchtstände.
Rohe oder nicht gar gekochte Pflanzenteile sind giftig, da sie schleimhautreizend wirken. Insbesondere Kinder können durch die verlockende Farbe der Früchte zum Verzehr in Versuchung gebracht werden. Blutige Durchfälle, Krämpfe, die bis zum Tod führen können, sind mögliche Folgen.
Früher wurden die Beeren in Frankreich, Spanien und Portugal zum Färben von Rotwein verwendet. Auch Textilien wurden damit gefärbt oder der Farbstoff als Tinte verwendet. In der Homöopathie wird sie heute noch als Mittel gegen Entzündungen eingesetzt. Die Kermesbeere ist zwar nicht ganz frosthart aber ansonsten anspruchslos und gedeiht in direkter Sonne oder im Halbschatten prächtig. Als einzeln stehende Gartenpflanze ist sie durchaus attraktiv und reizvoll, aber wenn man sie nicht genau kennt oder in der Nähe von Kindern sollte man auf sie verzichten. Auch in Göcklinger Hausgärten ist sie vereinzelt, aber auch "wild wachsend" anzutreffen anzutreffen; den genauen Standort wollen wir aus verständlichen Gründen nicht benennen.
pkl