Heiteres und Besinnliches aus Göcklingen

Erinnerungen von Hermann Frech
Töff - töff - töff - und aus!
Familie Reither war eine fortschrittliche Familie, klug und für alles
Neue aufgeschlossen. Sie hatte z.B. als erste in Göcklingen ein Bad, ein
WC mit Wasserspülung, ein Telefon, eine hydraulische Kelter, einen
Elektromotor samt Transmission und, viel bestaunt, natürlich auch das
erste Auto.
Dieses stand auf der Straße, weil der Besitzer, Hanno Reither, mit ihm
wegfahren wollte. "Drrrr - drrrr - drrrr, der Motor sprang einfach
nicht an. Herr Reither ging zurück in den Hof und rief in den Keller, in
dem mein Vater als Küfer arbeitete: "Fritz, kumm mal ruff, mein Auto
will nit anspringe"! Bei Reithers sprach man keinen breiten Dialekt,
sondern eine, durch das Hochdeutsche abgemilderte Form. "Fritz, du,
musst mir helfe, das Auto springt nicht an. Wir schieben es an die
Schulgass und lassens runter laufen".
Gesagt, getan. Die etwa 50 m von Reithers bis zur Schulgass schafften
sie leicht, Herr Reither setzte sich ins Auto, trat die Kupplung, legte
den Gang ein und schon ging's los. Nach einer gewissen Geschwindigkeit
ließ er die Kupplung los, der Motor machte drrr, drrr und das war's.
Zum Glück kam gerade Karl Büchler mit Pferd und Wagen vom Feld.
"Karl, du kommst gerade wie gerufen. Könntest du mit deinem Gaul das Auto
nochmal die Schulgass hochziehen. Es springt nicht an". Wieder stand das
Auto oben, von wo aus mein Vater und andere Dorfbewohner das ganze
mitverfolgt hatten. Drrr - drrr - drrr, wieder erfolglos. Mein Vater
lief die Schulgass hinunter und reihte sich in die Schar der Ratlosen
ein. Schließlich fragte er vorsichtig: "Herr Reither, hänn sie schun mol
in de Tank geguckt, ob noch Benzin drinn isch?" Herr Reither nahm das
zu diesem Zweck stets im Auto liegende Holzstäbchen,schraubte den
Tankdeckel ab und steckte das Stäbchen hinein. Total trocken. Von
Kraftstoff keine Spur. Schmunzeln, Kopfschütteln, allerseits.
Schließlich schickte man jemand mit dem Fahrrad nach Landau, um Benzin
zu holen. Und oh Wunder. Nachdem man das Benzin in den Tank gefüllt
hatte, lief das Auto wieder.
Mir ist übrigens etwa ähnliches passiert. Die ersten VW-Käfer hatten
noch keine Tankanzeige. Einmal wollten meine Frau Traudel und ich nach
Insheim fahren, doch hinter Rohrbach blieb das Auto stehen. Neben dem
Pedal war ein Hebel, den man nach links drehen konnte, gewissermaßen als
Ersatzkanister, mit einer drei Liter fassenden Reserve. Aber der Hebel
befand sich schon auf der Notstellung. Also, Kanister schnappen, den man
zu dieser Zeit stets im Auto hatte, nach Insheim laufen und Benzin
kaufen. Und so erreichten wir mit Verspätung doch noch unser Ziel.







