Historie_Feldbrunnen

Die Göcklinger Dorf- und Feldbrunnen

Wenn man von den Göcklinger Brunnen im allgemeinen spricht, denkt man zuerst an die beiden Dorfbrunnen, an der Stirnseite des Rathauses und den Röhrbrunnen im Unterdorf, vor dem Göcklinger Hausbräu. Der Vorgänger des heutigen Rathausbrunnens und der "Unterdorfbrunnen" waren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die wichtigsten im Ort. Mit der zentralen Trinkwasserversorgung 1928/29, der Modernisierung des Weinbaus und der Landwirtschaft etwa Mitte des 20. Jahrhunderts verloren sie und auch die Feldbrunnen in der Gemarkung ihre Bedeutung.


Die Zahl der natürlichen Brunnen mit offenem Auslauf ist von der Geländeformation stark abhängig. Entlang der Bruchstelle der oberrheinischen Tiefebene zwischen Pfälzer Wald und Rheinebene (speziell die Orte an der deutschen Weinstraße und unmittelbar angrenzend) sind mehr Brunnen bzw. Quellen zu finden, als in der Vorderpfalz. Geologische Verwerfungen mit unterschiedlich durchlässigen Bodenschichten wie Ton, Lehm, Löß, und verschiedene Gesteinsschichten lassen die natürlichen Quellen mehr an die Oberfläche treten, als die leichten Böden zum Rhein hin, wo das Wasser eher versickert.

Obwohl in den Brunnenstock im Unterdorfbrunnen die Jahreszahl 1824 eingemeißelt ist, war der Brunnen in der Dorfmitte älter. Als dessen Holzleitung alt und morsch wurde, versiegte der Brunnen. Das Wasser nahm seinen natürlichen Lauf durch den Weg der Gewanne im "Eisennest", welcher heute noch den älteren Einwohnern als sehr feucht und unbefahrbar und kaum begehbar in Erinnerung ist. Als der Brunnen seiner Bestimmung nicht mehr diente, wurde er etwa vor 110 Jahren entfernt und der überbleibende Steintrog neben den am Brunnen im Münsterweg gestellt. (Wie sich später zeigte, eine gute Entscheidung) Dessen Quelle sprudelte recht stark. Selbst bei den kältesten Wintern fror die Leitung nicht zu. Allerdings erlitt die Quelle bei Kanalisationsarbeiten Ende der 70 er Jahre des 20. Jahrhunderts den "Todesstoß". Die Wasser undurchlässige Bodenschicht wurde unterbrochen und das Quellwasser versickerte größtenteils im Boden. In den Sommermonaten war er oft versiegt. Der Brunnen war über Jahrzehnte die Wasserversorgung für das ganze Unterdorf, darunter das gemeindeeigene "Armenhaus" das erst 1955 an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen wurde.

Zum besseren Verständnis der Göcklinger und der Brunnengeschichte allgemein sind einige Vorkenntnisse von Vorteil.


In der Zeit vor der landwirtschaftlichen Technisierung war bei weitem nicht jedes Grundstück an einen Weg angeschlossen. Oft mussten die Eigentümer über fremde Äcker oder Wiesen fahren um an ihr Eigentum zu gelangen. Von Hand oder mit Kuhfuhrwerken, später Pferdegespannen wurden die Grundstücke bewirtschaftet. Die Weinberge auf dem "Setzer"Berg waren längs und quer an das Gelände angepasst, zur Talseite hin mit Stützmauern oder "Rechen" (Feldraine) versehen, die oft höher als 2 m waren. Ähnlich waren auch die Äcker in anderen Gemarkungsteilen angelegt. Das Oberflächenwasser sammelte sich in natürlichen Mulden, konnte nur in begrenzten Mengen oberflächlich abfließen, was in niederschlagsreichen Jahren die Bewirtschaftung erheblich erschwerte. Erst beim Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg mit Durchführung der landwirtschaftlichen Flurbereinigungen wurden die Grundstücke begradigt, mit Drainagen entwässert und von Wirtschaftswegen begrenzt. Diese Entwicklung führte zur Vergrößerung der Grundstücke, Absenkung des Grundwassers mit der Entstehung von Monokulturen, (bei uns insbesondere der Weinbau) die heute oft kritisiert werden. Sie ist aber im Blick auf eine rationelle Bewirtschaftung der Flächen mit Maschinen unabdingbar.


Zurück zu den Brunnen:

Im Urkataster steht über den "Brunnen am Wachthäusel" (Ortsmitte) folgendes:

"Auf Pl.Nr. 3623, Bauerngaßgewann entspringt eine Quelle, welche mittels "Deicheln" (Deicheln waren der Länge nach ausgehöhlte Baumstämme, die zu einer Art Wasserleitung zusammen gefügt wurden) durch den Rücksbornweg, durch die Wiese neben dem Weg zum Landauer Weg und auf dessen südliche Seite bis zum so genannten Platz (heutige Ortsmitte) im Ort Göcklingen geleitet wird und dort ausmündet."


Über den "Röhrbrunnen" im Unterdorf ist im Urkataster zu lesen:

Der zweite Röhrbrunnen im Unterdorf Pl.Nr. 165 erhält sein Wasser aus der im Münsterweg befindlichen Quelle von welcher dasselbe mittels Deichel an der westlichen Seite des Weges bis zur Ausmündung dirigiert wird."


Beide Brunnen waren Eigentum der Gemeinde, jedoch zur freien Benutzung bestimmt. "Der Unterhalt der Leitungen obliegt der Gemeinde, deren Reparatur die angrenzenden Güterbesitzer zu dulden haben" ist nachzulesen.

Als 1984/85 der Rathausplatz neu gestaltet wurde, erinnerte man sich an den ursprünglich vorhandenen Brunnen und versetzte den Steintrog vom Münsterweg wieder an den Rathausplatz, Dort steht der Brunnen bis heute, wird aber ebenso wie der Brunnen im Münsterweg durch die öffentliche Wasserversorgung gespeist.


Ein weiterer Brunnen befand sich beim alten katholischen Pfarrhaus. Dieser Brunnen war ein Ziehbrunnen und war sehr alt. Nach dem Brand des Turmes der katholischen Kirche im Jahr 1869 musste der Brunnen, der mit Sandsteinschalen eingefasst war, saniert werden. Offensichtlich hatte er durch die möglicherweise überhastete Wasserentnahme Schaden erlitten. Dabei fand man einen Ziehbalken, der die Jahreszahl 1519 trug. Durch die öffentliche Wasserversorgung wurde der Brunnen überflüssig. Er besteht heute noch, ist aber mit Betonplatten verschlossen.


1961 wurde im Schulhof, heute Rathausplatz, ein alter Brunnenschacht mit Werksteinen gemauert, entdeckt. Auch dies war ein Ziehbrunnen, der aber schon im frühen 19. Jahrhundert wieder zugeschüttet wurde.


Den Mallersdorfer Schwestern, die 1897 eine Schwesternstation in Göcklingen einrichteten, wurde erlaubt, ihr Wasser aus dem Schulbrunnen zu holen. Die damaligen Besitzer des Freihofs oder Fronhofs hatten aus Angst vor Wassermangel den Schwestern untersagt, Wasser aus ihrem Brunnen zu entnehmen. Im Archiv ist festgehalten, dass Johannes Büchler an jedem Waschtag morgens um 5 Uhr mit dem Pferdefuhrwerk ein Fass Wasser an die Schwesternstation brachte. 1902 wurde beim Schwesternhaus ein Brunnen gebohrt oder gegraben der aber längst zugeschüttet ist, zumal er durch die zentrale Wasserversorgung überflüssig wurde. Der Brunnen im Fronhof existiert heute noch, ist aber nicht mehr in Betrieb und mit Steinen zugedeckt. Ein Brunnen an der "Judenschule" in der Hauptstraße ist ebenfalls längst zugeschüttet.


In der Gemeinde gab es noch mehr "gemeine Brunnen", die von der Gemeinde gebohrt wurden und allen Bürgern zur Verfügung standen. Bekannt sind solche Brunnen beim "Reiterhaus" in der Hauptstraße, dessen gemauerter Schacht heute noch sichtbar ist, in der Pfaffengasse und in der Welsgasse. Die Bedeutung der damaligen Brunnen wird durch die im Jahr 1753 nachgewiesene Entrichtung eines "Brunnengeldes" ersichtlich.


An Feldbrunnen ist u.a. in der Gemarkung der "Hungerbrunnen", am südlichen Ortsrand in der Gewanne Hasenhof, bekannt. Wenn im Frühjahr reichlich Wasser lief, fürchtete man, dass die Saat verfaulte und es ein unfruchtbares Jahr gab. Das Wasser floss dann talwärts über die Johanneswiesen, die mit der Sense gemäht wurden. Nur unter schwierigsten Bedingungen konnte man der Feuchtigkeit wegen, das Heu ernten.

Auf der Setzerberg - Gewanne Hitschwiese - war bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts ein artesischer Brunnen aktiv. Im Zuge der durchgeführten Flurbereinigung wurde er in der Drainage gefasst und zum Kaiserbach geführt. In der Gewanne "Frohnborn, die zwei Gewannen talwärts liegt, leitete man den "Mosers Brunnen" oder auch "Mosers Brünnel" nach dem früheren Eigentümer des Grundstücks benannt, in einen Steintrog, der einst zur Siegristmühle gehörte und später an seinen jetzigen Standort verbracht wurde, ab. Aus gleicher Quelle wird das "Brünnel im Wörth" gespeist, das der NABU etwa 100 m vor dem Zulauf zum Kaiserbach vor einigen Jahren errichtet hat. Wie man leicht erkennen kann, ist dieses Wasser sehr kalkhaltig; denn innerhalb weniger Jahre waren die Zulaufrohre im wahrsten Sinne des Wortes "verkalkt".

Mindestens zwei weitere gemauerte Brunnenkammern wurden ebenfalls bei der Flurbereinigung auf dem "Setzer" "gekappt" und das Wasser unterirdisch abgeleitet. Zu erwähnen wäre noch ein Brunnen beim "Dielenhof", der bei den Göcklingern besser unter dem Name "Hänehof" (nach der Gewanne "Im Haine" benannt) bekannt ist. Der Hof stand zwischen Göcklingen, Heuchelheim und Mörzheim. In einer Notariatsakte von 1837 ist unter der Besitzaufzählung unter anderem auch "ein Waschhaus und Hofraum mit Brunnen" aufgezählt. Der Hof ist zwar verschwunden, aber die Quelle hat man gefasst und mit ein paar Bäumen umgeben. Heute ist auch die Quelle versiegt; höchstens bei Dauerregen tröpfelt etwa Nass aus dem eingemauerten Metallrohr.


Der Vollständigkeit halber muss noch erwähnt werden, dass sich früher in vielen Häusern private Brunnen befunden haben. Sie sind fast alle bedeutungslos geworden und durch Baumaßnahmen im Laufe der Zeit zugeschüttet worden.


(Quellen:" Göcklingen bei Landau,
Geschichtliche Studien über ein Winzerdo
rf an der Südlichen Weinstraße von Dr. A. Schirmer
und eigene Recherchen)


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