Göcklinger Friedhof wird umgestaltet
Vor 60 Jahren und noch länger zurück war die Erdbestattung in einem Sarg die einzige Bestattungsform. 1970 hatte man im Verlauf des Baus der Leichen-Einsegnungshalle den Friedhof in einer beispielhaften Eigenleistungsaktion erstmals großräumig saniert. Vor allem waren noch viele Familiengräber und Kindergräber aus der ersten Belegzeit nach 1828 vorhanden. Die Belegung war noch streng nach Konfession der Verstorbenen getrennt. Ein fast unverständliches Novum in der ganzen Pfalz. Doch zum heutigen besseren Verständnis dieser Praxis folgende Information:
Vor der durch Martin Luther im 16. Jh. ausgelösten Bewegung zur Erneuerung der Kirche (Reformation) gab es im Christentum in Deutschland mit den Katholiken nur eine christliche Gemeinschaft. Die Verstorbenen wurden auf dem heute noch sprichwörtlichen "Kirchhof", der um das eine vorhandene Gotteshaus angelegt war, bestattet. Nachdem sich in verstärkter Anzahl auch Göcklinger Bürger der neuen Religionsgemeinschaft (Protestanten) angeschlossen hatten und deren Sterbestunde schlug, wurden auch sie auf dem Gottesacker beigesetzt. Da sie aber eine Minderheit stellten, wurde ihnen nur ein kleiner Friedhofsabschnitt zugewiesen und streng auf dessen Einhaltung geachtet. Dennoch kam es im Lauf der Zeit zu Missverständnissen und Falschbelegungen, so dass die "Reformierten" teilweise im "katholischen" Teil oder auch Katholiken im "protestantischen" Teil begraben wurden. Dies führte innerörtlich zu großen Streitigkeiten, die sogar beim damals zuständigen Oberamtsgericht in Germersheim verhandelt wurden. Erst eine Entschließung der Kgl.Bayr. Regierung der Pfalz setzte einen Schlussstrich unter die Auseinandersetzung. Damit sich solche Streitereinen nicht mehr wiederholen, trennte man bei der Anlegung des "neuen" und heutigen Friedhofs im Jahr 1828 die Belegung nach Konfessionen; südlich des Hauptweges bestattete man die Katholiken, der nördliche Teil war den Protestanten vorbehalten. Erst nach beiden Weltkriegen kam man zur Einsicht, dass alle Menschen im Tod gleich sind.
Im Laufe der 1970-er Jahre wurden bereits vereinzelt Urnenbestattungen vorgenommen, nachdem im II. Vatikanischen Konzil Erleichterungen möglich waren. Während dieser Zeit stand der Göcklinger Gemeinderat vor der Frage der Friedhofserweiterung. Sie hat sich längst erledigt. Inzwischen hat sich das Brauchtum und die Sitten grundlegend geändert. Heute sind Baumbestattungen, Urnengräber, Stelenwände, Seebestattungen, so genannte Friedwälder , Bestattungen zwischen Rebstöcken, aber auch ganz anonyme Bestattungen (hauptsächlich von Urnen) oder sonstige Formen überall Standard. Für diesen Trend gibt es mancherlei Gründe. So ist z.B. die geringere Zahl der Kinder und deren Mobilität, bundesweit, kontinental und global verbreitet oft entscheidend für eine externe Grabpflege der Vorfahren. Immer seltener gibt es zwei oder drei Generationenhaushalte, so dass oft nur noch die älteste Generation im Ort wohnt, was eine künftige Grabpflege ebenfalls erschwert. Diese Entwicklung führt zwangsläufig zur Vereinsamung älterer Personen, deren nächste Angehörigen oder Freunde bereits verstorben sind. Notgedrungen besucht man seine Angehörigen auf dem Friedhof und trifft dabei auf gleich gesinnte Personen mit dem selben Ziel. Auch wenn der Friedhof kein Ort der Freude ist, begegnen sich hier Menschen mit ähnlichen Anliegen, Problemen und dem gleichen Gesprächsstoff. Für die ältere Generation wird der Friedhof dadurch nicht nur zur Besuchsstätte für Verstorbene, sondern auch zur Begegnungsstätte.
Diese Tendenz hat die Gemeinde erkannt und will den Friedhof zu einer Begegnungsstätte umgestalten. Außerdem ist ein Friedhof die "Visitenkarte" einer Gemeinde, weshalb aus diesem Grund und aus Respekt vor den verstorbenen Mitbürgern der Friedhof eine würdige letzte Ruhestätte sein soll. Dafür sind einige Änderungen, verbunden mit der Barrierefreiheit zur Einsegnungshalle, weiteren Sitzgelegenheiten, mehr Raum für Rollator-bzw. Rollstulbenutzer vorgesehen. Im Rahmen der Umgestaltung sind auch Wiesensarggräber und Wiesenurnengräber geplant.
Die Landschaftsbaufirma Liebertseder aus Landau wird die Umgestaltungsmaßnahmen ausführen. Dazu gehören auch notwendige technische Änderungen wie die Abwasserentsorgung und Brauchwasserversorgung. Die über 50 Jahre alte Toilettenanlage entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen und das östliche (untere) Friedhofstor soll stilgerecht erneuert werden. Dass weitere nachhaltige Pflanzungen in die Umgestaltung einfließen, ist selbstverständlich. Die Gemeinde hofft, dass die Arbeiten bis zum Monat November abgeschlossen werden können, auch wenn die Umgestaltung erst im nächsten Jahr voll sichtbar wird.