Zweifelsfrei ist das Leben in unserer Zeit von der körperlichen
Anstrengung her gesehen, leichter geworden, gegenüber dem unserer
Vorfahren. Technische Neuerungen, medizinischer und sonstiger
Fortschritt ermöglicht ein längeres und vielfach auch ein gesünderes
Leben als je zuvor. Wir wissen aber nicht, ob wir glücklicher sind als
unsere Ahnen; diese genossen ihr kürzeres Leben seltener. Anlässe zu
einer Feier gab es weniger, aber sie wurden intensiver wahr genommen.
Ein solcher Anlass war die Einweihung eines neuen Gotteshauses, die sich
in höchstens 100 Jahren einmal wiederholte. Sie wurde dann allerdings
ausgiebig mehrere Tage gefeiert. In Göcklingen hatte man das "Glück",
dass nach der Reformation die Protestanten im Jahr 1789 eine neue Kirche
aufbauten und die Katholiken ihre bis dato baufällige Kirche abreisen
mussten und im Jahr 1791 ein neues Gotteshaus erstellten. Das war
jeweils - heute würde man es als "Zeitenwende" bezeichnen - ein
Ereignis, das jährlich bis heute gefeiert wird. Lediglich wurde aus der
Kircheneinweihung eine "Kirchweih", aus der sich nach dem Dialekt die
"Kerwe" oder auch "Kirwe" entwickelte. Bekanntlich wird sie seit
Urzeiten am vorletzten Wochenende im August jeweils über 4 Tage als
Erinnerung gefeiert. Ob die Gotteshäuser tatsächlich an diesem
Wochenende in Dienst gestellt wurden, lässt sich nicht mehr prüfen, was
ihrer Feier aber keinen Abbruch tut. Wahrscheinlich hatte man nach der
Getreideernte und vor der Weinlese und Kartoffel/Rübenernte genügend
Zeit, um zu feiern. Durch die Zahl der örtlichen Jubiläums-und
sonstigen Feiern ist die Kerwe etwas in den Hintergrund getreten. Doch
zur Erinnerung an das ursprüngliche Ereignis findet in den letzten
Jahren auf dem Platz der katholischen Kirche, nämlich im
"Laurentiusgarten ein ökumenischer Gottesdienst für beide Konfessionen
statt, der in diesem Jahr von Pfarrerin Dorothea Helfrich und Diakon
Gerhard Feurich gestaltet wurde. Musikalisch begleitete ihn Ursel Feurich.
Der Diakon konnte etwa 90 Gläubige beider Konfessionen begrüßen und
dankte Gott mit ihnen für alle Gaben der Natur, für alles andere, was
uns die Erde schenkt und bat Gott um seinen Beistand und das Gelingen
der menschlichen Anstrengungen.
Pfarrerin Helfrich brachte ihre Freude über die Weihe der
Kirchengebäude, die aber ohne die immer weniger Menschen, die sie
besuchen, wertlos wären, zum Ausdruck. Der Frage, warum sie sich heute
noch in der Institution "Kirche" engagieren, stellten sich Christen
verschiedenen Alters, Geschlechts und Konfession in der Moderation von
Frau Helfrich. Als Gründe wurde unter anderem das Bedürfnis nach
Gemeinschaft, Tradition aus der Kindheit, Unterstützung der Kirchen auf
sozialem Gebiet und dadurch Veränderungen zu erreichen oder einfach
bessere Werte anzubieten und somit das Leben für die Allgemeinheit
positiver zu gestalten, praktische Hilfe wirtschaftlicher Art z.B.
gegen Hunger in ärmeren Ländern und eine bessere Zukunft für alle
Menschen ohne Rücksicht auf Herkunft, Glaube usw. wurden hauptsächlich
genannt. Die Veränderungen der christlichen Konfessionen böten heute
auch Raum zum Glauben aller Weltreligionen. Nach dem gemeinsamen "Vater
unser" der Erteilung des Segens und einem Danklied schloss Pfarrerin
Helfrich den Gottesdienst.
Unser Bild zeigt die aktiv am Gottesdienst Beteiligten.