Für einen jungen Menschen ist die Zeitspanne von 10 Jahren eine "Ewigkeit", die sich im Lauf seines Lebens relativiert. So erinnert sich der heute 82-jährige Heinz Altschuh, dessen Vater Karl, der im Alter von 30 Jahren in einem Lazarett infolge eines Kriegsleidens verstarb und den sein Sohn und seine 1943 geborene Tochter nicht kannten, an seine Kindheit und frühen Jugendjahre. Altschuhs hatten wie die meisten Bauersleute im Ort einen landwirtschaftlichen Gemischtbetrieb mit zwei Pferden, einige Milchkühe, Hühner und sonstiges Kleinvieh. Neben Wein wurde noch Getreide, Kartoffeln, Rüben gepflanzt. Man war Selbstversorger, musste nicht hungern und es blieb zum Leben noch etwas übrig. Nach dem Tod des Vaters bewirtschaftete die Mutter Pauline zusammen mit einem jungen Flüchtling namens Hans Pöhlmann den Betrieb. Doch Heinz musste als Kind schon fest zupacken; er war nach dem Tod seines Vaters der "Mann" im Haus, weshalb die Zeit für ihn prägend war. Etliche Männer kamen vom Krieg nicht mehr oder verletzt zurück, Häuser lagen in Schutt und Asche und die gesamte ländliche Struktur war zerstört. Ohne die Leistungen anderer Berufsgruppen zu schmälern; die Bauern erbrachten gewaltige Vorleistungen in Bezug auf die Lebensmittelversorgung für die Gesamtbevölkerung durch einen geringen Lebensmittelpreis. Dies sollte man in die Waagschale werfen bei der heutigen Lebensmittelverschwendung und mit leichter Zunge über den Berufsstand der Bauern und Winzer herziehen. Die Weinerzeugung lag am Boden durch Schädlinge wie z.B. die Reblaus oder verschiedene Würmer, die man damals noch nicht bekämpfen konnte. Mit dem Siegeszug der Pfropfreben und der chemischen Bekämpfung tierischer und sonstiger Schädlinge begann im Weinbau ein Aufschwung, der zu einem gewissen Wohlstand führte. Trotz teilweise gegensätzlicher Meinung sind heute noch Erzeuger und Verbraucher Partner, keine Gegner und aufeinander angewiesen.
Unser Bild zeigt das "Einlegen" der gepfropften Reben in eine "Rebschule", wo sie ein Jahr sorgfältig gepflegt wurden, um im nächsten Jahr als Weinrebe an Ort und Stelle angepflanzt wurden. Im Vordergrund ist Heinz Altschuh zu erkennen.