Heiteres und Besinnliches aus Göcklingen
Erinnerungen unseres Ehrenbürgers Hermann Frech
"S git kän Nikolaus un kän Osterhas" verkündigte ich, etwa sechs Jahre alt und ein halbes Jahr in der Volksschule selbstsicher am häuslichen Mittagstisch. Ältere Schüler hatten uns ausgelacht und gefragt "wie man so einen Blödsinn gläwe kann". "Woher willst du das wisse?" fragte mein Vater. "Weil ich ' s wäs" war meine Antwort. "Na ja, mer mer wern's jo säne!" sagte mein Vater beiläufig. Mein Elternhaus war im vorderen Teil einstöckig. Über dem Küchenherd befand sich eine Dachluke, die man als Dunstabzugshaube beim Kochen öffnen konnte. Dies nur zum besseren Verständnis. Am 6. Dezember 1934 saßen wir zu Dritt am Küchentisch beim Abendessen. Plötzlich klopfte es heftig an das Dachfenster über dem Küchenherd. Mein Vater ruft laut: "Der Nikolaus!" und verschwindet unter dem Küchentisch. Ich gleich hinterher. So saßen wir nun, ich leicht zitternd an meinen Papa gelehnt.
"Ist der Hermann da!" ruft eine tiefe Stimme. "Ja," antwortet meine Mutter, "aber er sitzt unter dem Küchentisch". "So, so" brummt eine tiefe Stimme, "Er soll sofort heraus kommen". Zitternd kroch ich hervor. "So, da steht er, der Nikolaus" sagte meine Mutter. "Ich habe gehört, dass du gesagt hast, es gibt keinen Nikolaus. Sagst du das immer noch"? "Nä, nä, Nikolaus" "Na das mein ich aber auch. Gut, dann sing mir noch ein Lied und sage mir ein Gedicht auf, vielleicht wird dann alles wieder gut"! Während ich das Lied "Nikolaus ist ein guter Mann..." sang, kam an einer Schnur hängend, langsam eins ums andere Lebküchlein aus der Dachluke herunter. Ich war sprachlos, aber freute mich sehr.
Die Lebkuchen löste ich sorgsam von der Schnur und legte sie auf den Tisch. Da klopfte es an die Küchentür. Meine Mutter sagte: "Herein" Herein kam, wie an manch anderen Abendenden auch unser Nachbar Karl Frey , der schräg gegenüber wohnte. "Ich sähn, de Nikolaus war do", "Jo", sagte meine Mutter und erzählte ihm, was vorgefallen war. Ich stutzte; denn die Stimme klang ähnlich der Stimme des Nikolaus. Ich war mir fast sicher, sagte mir aber: Hermann, sei nicht so blöd! So lange du an den Nikolaus glaubst, bekommst du auch ein kleines Geschenk".