Heiteres und Besinnliches aus Göcklingen

Aus den geschichtlichen Erinnerungen unseres Ehrenbürgers Hermann Frech
Der Göcklinger Bierkeller
Wenn man von Göcklingen nach Landau fährt, kommt man auf der "Wollmesheimer Höhe", nahe der Maschinenfabrik Wickert, am "Bierkeller" vorbei. Der Begriff hat sich in der ganzen Südpfalz eingeprägt, zumal sich in der Nähe eine Brauerei befand, von der einzelne Gebäudeteile noch nach dem 2. Weltkrieg standen.
Auch Göcklingen hatte (s)einen Bierkeller, der im Hang gegenüber des heutigen Hauses Grünewald, an der Einmündung vom "Münsterweg" in den "Hasenhof" stand. Während des letzten Krieges war der Eingang offen und diente teilweise als Luftschutzraum für die Bewohner des Unterdorfes.
In diesem Raum hielt ich mich selbst noch auf. Durch einen ins Erdreich eingelassenen gewölbten Gang ging es etwa 20 Stufen hinunter in einen mittelgroßen Raum mit einer gewölbten Sandsteindecke. Links befand sich ein kaminartiger Lüftungsschacht, der nach oben ins Freie führte und zwecks Be- und Entlüftung etwa 60 cm aus dem Boden ragte. Er hatte seitliche Öffnungen und war mit einer Sandsteinplatte abgedeckt. Der Raum war trocken und hatte eine konstante angenehm kühle Temperatur.
In Göcklingen gab es schon sehr früh eine Brauerei. Sie befand sich im "Eusserthaler Hof" gegenüber der heutigen evangelischen Kirche. Dieser Hof war eine Aussenstelle des Zisterzienserklosters Eusserthal. Nachweislich arbeitete von 1793 bis 1803 ein Benedict Schott als Braumeister in dieser Brauerei. Von einem eigens dazu gehörenden Bierkeller ist nichts bekannt. Der Hof wurde samt Brauerei im Zuge der Säkularisation um 1803 versteigert.
Frau Elisabeth Sicker, (kurz: "Schiesel Elis") die Mutter von Otto, Gertrud und Annel Buckel geb. Sicker wusste noch, dass ihre Eltern das Haus in der Heuchelheimer Straße, in dem heute noch Gertrud Sicker wohnt, 1897 erbauten. In dem Anwesen wurde eine gut florierende Metzgerei betrieben. Allerdings konnte man der Feuchtigkeit wegen keinen geeigneten Keller bauen, weshalb sie den oben erwähnten Bierkeller errichteten, in dem außer Wurst- und Fleischwaren auch Getränke, insbesondere Bier gelagert wurde. An Sonn- und Feiertagen war über dem Bierkeller ein Ausschank geöffnet sowie eine Kegelbahn in Betrieb. Das ging so bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges. Damit war das Ende besiegelt. Der Eingang wurde zugeschüttet und im 2. Weltkrieg , wie eingangs erwähnt, als Luftschutzraum genutzt.
Ergänzend zur geschichtlichen Entwicklung: Schon vor dem heute berüchtigten Klimawandel gab es hauptsächlich im Lebensmittel produzierenden Gewerbe solche Lebensmittel, die ihrer Haltbarkeit wegen kühl gelagert werden mussten. Wo es möglich war, baute man isoliernde Keller mit dicken Aussenwänden, innen mit einer Isolierschicht (Torf) ausgegleitet, um eine möglichst gleichbleibende Temperatur zu gewährleisten. Als weiterer Kühleffekt wurde in den kalten Wintermonaten auf dem so genannten Eisweiher, der oft durch eine dicke Eisschicht zugefroren war, "Stangeneis" gebrochen und und mittels Pferdefuhrwek in die vorhandenen Eiskeller oder auch Bierkeller verbracht, gestapelt und dicht gelagert. So hielt sich das Eis bis lange in die Sommermonate und bewirkte die erwünschte Kühlung. Der Eisweiher befand sich in der Verlängerung der Steinstraße in Richtung Landau, unterhalb der Wegeabzweigung, die heute in die Friedhofstraße führt. Im Laufe der Zeit wurde das tiefer liegende Gelände ebenerdig aufgefüllt. Später wurde das Kühlmittel "Eis" mit den Hauptlebensmitteln mit geliefert. (Ältere Leute erinnern sich noch an die Lieferung von Fassbier, das mit Stangeneis gekühlt wurde). Durch den technischen Fortschritt bedingt hat man heute andere Möglichkeiten zur Kühlung, womit die ursprünglichen Eiskeller überflüssig geworden sind. Noch ein paar Sätze zum Bierkeller: Auf die Sandsteindecke verbrachte man Erde und pflanzte darauf einen Weinberg, der heute im Besitz von Gerhard Roth ist. Durch Erdabsetzungen im Untergrund kommt es zu örtlich und zeitlich unregelmäßigen Absetzungen, die für die Grundstücksbewirtschaftung nicht ungefährlich sind. In der Vergangenheit hat der Eigentümer die entstandenen Hohlräume von oben mit Erde immer wieder aufgefüllt. Eine konkrete Einsturzgefahr besteht allerdings derzeit nicht. Ob in ferner Zukunft der ursprüngliche Bierkeller mal wieder hergestellt wird und sei es nur aus Tourismusgründen, steht ebenfalls in den Sternen.
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