Bei allem Respekt vor dem Alter; es gibt wohl in Göcklingen niemand mehr, der sich an die Zeit vor der zentralen Trinkwasserversorgung erinnern kann. Die Brunnen waren damals die Lebensader, welche die Wasserversorgung gewährleisteten. Im Ort gab es mindestens 10 öffentliche Brunnen, von denen heute nur noch der selbige am Rathausplatz und am Göcklinger Hausbräu bestehen. Sogar diese werden aus der öffentlichen Wasserversorgung gespeist. Außerdem gab es noch zahlreiche private Brunnen, die ihre Bedeutung ebenso wie mindestens 7 Feldbrunnen in der Gemarkung im Laufe der Zeit einbüßten. Von den Feldbrunnen besteht noch der "Mosers Brunnen" in der Gewanne "Fronborn" mit dem aus gleicher Quelle talwärts an die Oberfläche tretenden "Brünnel im Wörth", neuerdings "Karl-Löffler-Brunnen", dem Brunnen beim früheren "Dielenhof" oder Hainehof (nach der so benannten Gewanne) und dem "Hungerbrunnen" in der Gewanne "Hasenhof" südöstlich von Göcklingen. Nach mündlicher Überlieferung leitet sich sein Name von den Folgen der jahreszeitlichen Witterungsverhältnissen ab. In feuchten Jahren setzte das austretende Nass die talseits zum Kaiserbach liegenden Grundstücke derart unter Wasser, dass die Saat abfaulte und es ein unfruchtbares Jahr - ein Hungerjahr - gab. Die Wiesen mussten mit de Sense gemäht und das Heu mittels Gabel abtransportiert werden. Im Laufe der landwirtschaftlichen Industrialisierung wurde das Gelände trocken "gelegt". (drainiert) Dadurch wurde es fruchtbarer und nutzbarer, allerdings mit dem Nachteil, dass sich in trockenen Jahren der Ertrag minderte. Der Hungerbrunnen ist die längste Zeit im Jahr ausgetrocknet oder höchstens ein dünnes Rinnsal. Seine ursprüngliche Bedeutung hat sich fast ins Gegenteil gewandelt. Das Areal ist verbuscht und die eigentliche Quelle kaum noch wahrnehmbar. Deshalb haben die Gemeindebediensteten in den letzten Tagen fleißig Hand angelegt. Sie haben den Aufwuchs entfernt, die Quelleinfassung gereinigt und damit den Hungerbrunnen wieder aus seinem Dornröschenschlaf erweckt. Auch wenn dadurch kein Tropfen Wasser mehr durchfließt, bleibt durch die Maßnahme die Erinnerung an eine andere Epoche erhalten. Vielen Dank an Rolf und Roman.